Mit der Kommunalen Seniorenbetreuung (KSB) werden erste Ergebnisse des Modellvorhabens „Erprobung neuer Wege in der ärztlichen Versorgung und Seniorenversorgung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg“ zur Umsetzung gebracht. Die Projektlaufzeit für die Kommunale Seniorenbetreuung ist vom 1.5.2014 bis zum 30.4.2016. Das Projekt wird aus Landes- und Bundesmitteln finanziert. 

logo_Land_Hessen-klein                                    MORO-Logo-2014

 


 

Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg führt die Entwicklung des demographischen Wandels zu erheblichen Herausforderungen in der ärztlichen Versorgung und der Seniorenversorgung. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) hat errechnet, dass 49,5 % der 90 Hausärztinnen und -ärzte, die heute die Versorgung der 121.765 Einwohnerinnen und Einwohner bewältigen, über 55 Jahre und 31,9 % über 60 Jahre alt sind. Bereits heute ist es sehr schwierig, eine Nachfolge zur Praxisübernahme zu finden, wenn ein Hausarzt oder eine Hausärztin in den Ruhestand geht. Die Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung belegt, dass die derzeitigen Studierenden der Allgemeinmedizin bei weitem nicht ausreichen werden, die zukünftigen Ruheständler zu ersetzen. Deshalb ist zu befürchten, dass nur jeder 4. Hausarzt, der im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bis 2030 in den Ruhestand eintritt, ersetzt werden kann. Dies hätte zur Konsequenz, dass die zur Verfügung stehenden Ärztinnen und Ärzte je 2.635 Patientinnen und Patienten versorgen müssten. Eine Anzahl, die bei weitem die Leistungsfähigkeit überschreitet. Zugleich steigen die ärztlichen Versorgungsanforderungen aufgrund der bevorstehenden Zunahme von hoch und sehr hoch betagten Personen im Landkreis. Demnach sind insbesondere die Seniorinnen und Senioren von diesen Herausforderungen betroffen.

 

 

Mit der wachsenden Überalterung der Gesellschaft geht ein zu erwartender Rückgang der familiären Leistungen in der Pflege und haushaltsnaher Dienstleistungen einher. Die Personengruppe, die diese Leistungen vorrangig erbringt, Frauen im Alter zwischen 45 und 65 Jahre, geht im Landkreis bis 2030 um 16% zurück. Von der Zunahme älterer Mitbürger und Mitbürgerinnen wie auch vom Rückgang der familiären Leistungsträger/innen sind die Kommunen des Kreises jedoch sehr unterschiedlich betroffen. In 13 von den 20 Kommunen des Landkreises geht diese Personengruppe um 30% oder mehr zurück, in 6 Kommunen um ein Drittel und in einer um 40%. Gleichzeitig steigt durch die Alterung der Pflegebedarf sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Diese Entwicklung betrifft die Kommunen ebenfalls sehr unterschiedlich. In 2 Kommunen ist mit einer Zunahme der stationären Pflegefälle um über 60% und in 6 Kommunen um über 100%, davon in einer Kommune mit einem Anstieg um 195% zu rechnen. Weiter ist davon auszugehen, dass die Kosten der stationären Versorgung nicht durch die Renten gedeckt sein werden, so dass der Kreis diese Kosten ausgleichen muss. Diese Herausforderungen werden aufgrund der häufig gebrochenen Erwerbsbiographien und Beschäftigungen im Niedriglohnsektor zunehmen. Nach überschlägigen Berechnungen des Deutschen Instituts für Stadt und Raum e.V. (DISR) ist davon auszugehen, dass der Kreis deshalb bis 2030 zusätzliche Kosten an Sozialhilfe in Höhe von etwa 2 bis 2,8 Mio. jährlich tragen muss. 

 

Zielgruppen des Vorhabens sind deshalb Seniorinnen und Senioren sowie pflegende Angehörige einerseits und andererseits Ärztinnen und Ärzte in der Allgemeinmedizin, insbesondere junge Ärztinnen und Ärzte, die im Rahmen der Nachwuchsgewinnung durch die Hausarztakademie Hersfeld-Rotenburg gewonnen werden sollen.

 

Mit dem Projekt stellt sich der Kreis diesen Herausforderungen, in dem sowohl in der ärztlichen Versorgung als auch in der Seniorenversorgung eine ausreichende und angemessene Versorgung zu einem machbaren finanziellen Aufwand sichergestellt werden soll.

 

 

Projektziele 

 Das Projekt verfolgt nachstehende Ziele:

  • Nachhaltige Verankerung der ersten Projektergebnisse aus dem Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge. Hierbei soll besonders der Verstetigungsaspekt im Vordergrund stehen.

  • Sicherung einer ausreichenden medizinischen Versorgung, d. h. mit gut erreichbaren Ärztinnen und Ärzten und akzeptablen Wartezeiten für Behandlungstermine, mit Unterstützung von Delegationsmodellen wie die Versorgungsassistentin Hausarzt (VERAH)

  • den älteren Menschen in unserem Landkreis ein langes, selbstbestimmtes Leben zu Hause, bei hoher Lebensqualität ermöglichen und sichern,

  • durch das präventive Angebot einer Kommunalen Seniorenbetreuerin (KSB) eine stationäre Unterbringung von Seniorinnen und Senioren vermeiden oder zeitlich verzögern.

 

 

Vorgehen / Aufgaben und Schwerpunkte 

  • die Kommunale Seniorenbetreuerin (KSB) verbindet und entwickelt vor Ort bestehende Strukturen weiter

  • Gewinnung von Hausärztinnen und —ärzten aus der Region für die Ausbildung zusätzlicher VERAH

  • die KSB vernetzt unterschiedliche örtliche Akteurinnen und Akteure

  • die KSB erkennt frühzeitig soziale und gesundheitliche Risiken und leitet ggf. frühe, bedarfsgerechten Hilfen ein und macht präventive Angebote

  • Organisation und Durchführung von Gemeinwesen fördernden Angeboten

  • die Zusammenarbeit zwischen KSB und VERAH wird gestaltet

 

 

Erste Ergebnisse 

  • weitere Hausärztinnen und —ärzte für die Ausbildung zusätzlicher VERAH sind gewonnen worden

  • die Kommunale Seniorenbetreuerin hat sich in fast allen 20 Dörfern beider Modellkommunen im Rahmen von Ortsrundgängen und Veranstaltungen persönlich vorgestellt und arbeitet mit den Aktiven vor Ort eng zusammen; es gibt eine regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit

  • zahlreiche Hausbesuche und individuelle Beratungsgespräche der KSB haben — teilweise unter Hinzuziehung der Senioren-Beratung Waldhessen und des Pflegestützpunktes - stattgefunden; es erfolgt eine regelmäßige Dokumentation der Arbeit

  • die KSB konnte ältere Menschen zum Besuch sozialer Veranstaltungen motivieren

  • fachlicher Austausch zwischen KSB und VERAH findet statt

 

 

Wissenschaftliche Begleitforschung

Das Projekt wird von Fachbereich Sozialwesen, Zentrum Gesellschaft und Nachhaltigkeit, der Hochschule Fulda (Prof. Dr. Monika Alisch) wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

 

 

Projektabschluss

Das Modellvorhaben "Erprobung neuer Wege in der ärztlichen Versorgung und Seniorenversorgung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg" ist am 30.04.2016 erfolgreich beendet worden. Nähere Informationen und Ergebnisse des Projektes können gerne erfragt weden bei:

 

Fachdienst Senioren
Dirk Hewig
Telefon: 06621 87-5301
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!