Ordnung & Sicherheit

Wie die Handykamera Leben retten kann


Eine Frau sieht von ihrem Balkon aus in weiter Ferne eine unklare Rauchentwicklung. Sie wählt den Notruf 112. Doch was genau soll sie der Leitstelle melden? Wo ist der Einsatzort für die Feuerwehr? Wie groß ist das Feuer? Bei manchen Notfällen ist es hilfreich, wenn die Leitstellenmitarbeiter das Handy des Notrufenden orten oder Bilder von der Einsatzstelle sehen können. Das geht mit der Software Emergency Eye, die die Zentrale Leitstelle des Landkreises Hersfeld-Rotenburg seit knapp einem Jahr in unklaren Situationen nutzt. 

Das bisherige Fazit vom Leitstellenchef Maik Miltenberger: „Mit dieser Technik können wir Leben retten.“

Etwa 160 Notrufe gehen täglich bei der Leitstelle Hersfeld-Rotenburg ein. Dabei sei zwar nicht jeder Anruf unbedingt ein Notfall, aber es komme regelmäßig vor, dass Anrufer nicht wissen, wo sie sind, aber dringend Hilfe benötigen, so Miltenberger. Mithilfe des Ortungsdienstes, den die Anrufer per SMS erlauben, wird die Zeit vom Notruf bis zum Eintreffen der Rettungskräfte am Unfallort deutlich verkürzt. Darüber hinaus können die Notrufenden den Zugriff des Leitstellendisponenten auf die Kamera erlauben. So können sich die Disponenten ein Bild vom Unfall, den Verletzen oder den Rettungsmaßnahmen machen.

Filmende Person am Unfallort ist nicht gleich Gaffer

„Es kann also durchaus passieren, dass man beispielsweise bei einem Autounfall auf der Autobahn eine filmende Person an der Unfallstelle sieht“, erläutert Jürgen Richter, Disponent in der Leitstelle und stellt klar: „Das bedeutet nicht gleich, dass derjenige ein Gaffer ist, sondern von uns gezielt über die Einsatzstelle läuft und filmt.“ Die Software dient dabei vor allem als Überbrückung, bis die Rettungskräfte an der Einsatzstelle ankommen. Bis dahin kann der Leitstellenmitarbeiter anhand der Live-Bilddaten beispielsweise dem Notrufenden Anweisungen für Erste Hilfe geben oder Rettungskräfte nachalarmieren. „Mit Emergency Eye können wir also die Überlebenschancen von Verletzen und kranken Personen erhöhen“, betont Jürgen Richter. Auch bei Bränden seien Handybilder äußerst hilfreich. „Welche Farbe hat der Rauch? Wie hoch und schnell steigt er auf? Brennt dort wirklich nur eine Mülltonne oder kann das Feuer womöglich auf Gebäude überspringen? Die Vor-Ort-Bilder helfen uns bei der Lageeinschätzung und der Entscheidung, welche Einsatzfahrzeuge gebraucht werden“, erklärt der Leitstellendisponent. Einigkeit herrscht in der Leitstelle darüber, dass Emergency Eye „nice-to-have“ ist und als zusätzliches Tool bei bestimmten Notrufen eine „echte Unterstützung und Hilfe“ sein kann.  

Wie funktioniert Emergency Eye?

Der Anrufer wählt bei einem Notfall wie immer den Notruf 112. Dann nimmt ein Disponent der Rettungsleitstelle das Gespräch an. Er entscheidet je nach Situation, ob er die Software Emergency Eye einsetzen möchte. Wenn ja, informiert er den Anrufenden, dass er ihm einen Link zusendet. Den muss der Anrufer bestätigen. Anschließend muss er erneut den Zugriff auf seine Ortung zustimmen. Auch den Zugriff auf die Handykamera muss der Notrufzeuge nach Aufforderung erneut zustimmen.

Vorrausetzung für all das: Der Anrufer braucht eine stabile 3G-Verbindung. Dann kann der Disponent das Smartphone des Anrufers orten und auch eine Bildverbindung herstellen. Der Disponent kann dabei auch zwischen der (Front-)Kamera frei wählen. Dafür braucht es keine Zustimmung des Anrufers. Das Telefonat bleibt von der ganzen Aktion im Übrigen unbeeinflusst. 


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