Forum Zuhause.Gut.Vernetzt
Michel Vollmann, Sozialunternehmer und Startup-Gründer aus Berlin, stellte beim Fachforum Zuhause.Gut.Vernetzt die digitale Nachbarschaftsplattform nebenan.de vor. Im Rahmen des Projektes „Modellregion Inklusion“, das durch das hessische Sozialministerium für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg gefördert wird, konnten bereits digitale Nachbarschaften in Hauneck, Ludwigsau, Friedewald und Philippsthal eröffnet werden. Andere Gemeinden sollen noch folgen. Nebenan.de ist ein soziales Netzwerk, das Menschen in ihrer Umgebung - also „Nachbarn“ – besser miteinander in Kontakt bringen will. So soll Einsamkeit vermieden und Dorfgemeinschaften gestärkt werden.
Beim Fachforum gab es auch einen kritischen Vortrag, der auf die Gefahren und ethischen Konsequenzen der voranschreitenden Digitalisierung hinwies. Martin Bleckmann, Vorsitzender vom Arbeitskreis für Technische Assistenz-Lösungen Nordhessen erläuterte Begriffe wie „Big Data“ und „Künstliche Intelligenz“ und stellte dabei deutlich heraus, wie wichtig es ist, zu überlegen, wem man seine Daten anvertraut und was man von sich preisgeben möchte. Sozialdezernentin und Moderatorin der Veranstaltung Elke Künholz machte noch einmal deutlich, dass eine kritische Sicht auf künstliche Intelligenz notwendig ist, doch auch deren Chancen nicht ungenutzt bleiben sollen.
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Praxisbeispiel aus der Gemeinde Hauneck. Bürgermeister Harald Pressmann und Frank Scherer stellten die Fortschritte zur Unterstützung älterer Menschen bei der Nutzung des Internets und von Geräten wie Tablet und Smartphone vor. Im Haunecker Internet-Cafe für Senioren (HICS) werden Hilfestellungen beim Einrichten und der Nutzung von Tablets und Handy gegeben. Dadurch wird wesentlich die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglicht. Es wird nicht nur eingeschränkte Mobilität kompensiert, sondern auch die geistige Beweglichkeit der Nutzer geschult.
Über das soziale Netzwerk Nebenan.de
Nebenan.de vernetzt Menschen in ihrer direkten Umgebung und macht sie miteinander bekannt. Es gibt verschiedene Funktionen - beispielsweise einen Marktplatz, auf dem Obst aus dem Garten oder der nicht mehr benötigte Kinderstuhl verschenkt, verkauft oder getauscht werden kann. Wichtigster Teil ist eine Art „Schwarzes Brett“, an dem Nachbarn für ihren Umkreis wichtige Informationen bekannt machen. So können kleine und spontane Feiern oder das Heimspiel am nächsten Wochenende beworben oder die Frage nach der entlaufenen Katze platziert werden. All das nur für die direkte Umgebung und für die großen Suchmaschinen wie Google nicht zu finden.
Voraussetzung ist, dass man sich mit seinem echten Namen anmeldet. Vor der Freischaltung wird geprüft, ob man wirklich dort zu Hause ist. So soll vermieden werden, dass - wie in vielen anderen Netzwerken leider üblich – anonyme Hassbotschaften und Beleidigungen verbreitet werden.
Ein großer Unterschied von nebenan.de zu anderen sozialen Netzwerken ist, dass es nicht darum geht, viel Zeit auf der Plattform zu verbringen, sondern dass Begegnungen im echten Leben stattfinden.
Nebenan.de wurde von dem Sozialunternehmen Goodhood GmbH gegründet. Es ist geplant, mögliche Gewinne in eine Stiftung zu überführen. Derzeit hat die Plattform rund 1,3 Millionen Nutzer in Deutschland - davon aber bislang nur wenige in ländlichen Regionen. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wird auf Initiative der Zukunftsakademie mit seiner Arbeitsgruppe AAL und dem Fachdienst Senioren versucht, dieses bereits in Großstädten gut funktionierende Angebot in kleine Landgemeinden zu übertragen.