Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
unser Ziel als Schulkommission war es, kleine Schulen zu stärken. Gelungen ist das etwa in Bebra-Weiterode, in Breitenbach am Herzberg und in Nentershausen. Selbstverständlich wurde auch im Fall Hönebach fachlich diskutiert und abgewogen, sind Wegstrecken zu anderen Schulen und Kapazitäten erörtert und berechnet worden. Der Kreistag hat am Montag den neuen Schulentwicklungsplan für unseren Landkreis verabschiedet. Das war überfällig - der letzte ist mehr als zehn Jahren alt und der Landkreis hat in dieser Zeit fast 2500 Schülerinnen und Schüler verloren.
Die Debatte zur Grundschule in Hönebach wurde mit der (Nicht-)Entscheidung am Montag nicht beendet. Der Kreistag wird sich in den nächsten fünf Jahren dem Thema erneut annehmen müssen.
Die Prognose für Hönebach ist schwierig. Im aktuellen Schuljahr hat die Schule 25 Kinder. Bereits heute ist absehbar, dass die Zahl in wenigen Jahren unterschritten werden wird. Ab 24 Kindern müssten die Jahrgänge 1-4 von einem Lehrer in einer einzigen Klasse unterrichtet werden. Sollte dies eintreten, vertrete ich die Auffassung, dass das nicht mehr „die bestmögliche Bildung unserer Kinder“ darstellt.
Uns alle eint, dass wir diesen Fall gern vermeiden würden. Wenn er jedoch eintritt, muss man auch den Mut zum Handeln haben.
Ich kann es mir nicht vorstellen, dass Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse gemeinsam von einem einzigen Lehrer unterrichtet werden und danach die gleichen Bildungschancen erhalten wie diejenigen, die an einer größeren Schule wenige Kilometer entfernt gebildet werden.
Die Schulkommission hatte ein fachliches Votum erarbeitet. Dort, wo pädagogische Gründe oder zu hohe Kosten entgegenstanden, haben die Experten empfohlen, Schulstandorte zu schließen. Ich wusste, dass ich deshalb auch persönlich kritisiert werden würde. Aber ich bin verpflichtet, das Wohl der Bevölkerung des gesamten Landkreises im Blick zu haben.
Das Land schließt keine Schulstandorte. Aber es weist dann keine zusätzlichen Lehrkräfte mehr zu. Und was soll der Landkreis mit einem Schulgebäude ohne genügend Lehrer tun?
Aber genau das wäre in Hönebach bald der Fall.
Landrat Dr. Michael Koch