Von der Theorie in die Praxis
Als die Pleite der Lehman Brothers-Bank in Amerika eine weltweite Wirtschaftskrise auslöste, zog es ihn in die Politik. „Es wurde allzu deutlich, wie falsche politische Entscheidungen und ungehemmte Gier der Spekulanten die Menschen ins Unglück treiben“, sagt der Wirtschaftspädagoge und Psychologe aus Bad Hersfeld.
Wolfgang Heidsiek, damals 68 Jahre alt, fand zahlreiche seiner ehemaligen Hochschullehrer im Gefolge des Hamburger Professors Bernd Lucke wieder. Sie alle machten sich Sorgen um die ökonomische und soziale Zukunft ihres Landes und äußerten diese öffentlich. Heidsiek hat in dieser Gruppierung seine politische Heimat gefunden – ein „Spätberufener“, der sich um die nächsten Generationen sorgt und politisch aktiv wurde.
Zweiter Bildungsweg in die akademische Karriere
Im Rahmen seines Studiums hatte Wolfgang Heidsiek viel über ökonomische Zusammenhänge gelernt. Dabei war dem gelernten Werkzeugmacher, der in der Benno-Schilde AG in Bad Hersfeld seinen Gesellenbrief erlangt hatte, eine akademische Karriere nicht in den Schoß gelegt worden. Noch während des Krieges geboren, erlebte er als Kind in seiner Familie Armut am eigenen Leib. Mit dem Facharbeiterbrief in der Tasche ging er zunächst „auf Wanderschaft“ und arbeitete für einige Zeit in Schweden, später in Kassel. Dort legte er auch den Stein für seine weitere berufliche Zukunft: Am „Hessenkolleg“ holte er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nach und studierte anschließend in Karlsruhe, Gießen und Frankfurt die Fächer Wirtschaft, Psychologie und Wirtschaftspädagogik.
Nachdem er seine universitäre Ausbildung abgeschlossen hatte, startete Wolfgang Heidsiek seine berufliche Karriere als Schulpsychologe in Kassel später zog er wieder nach Bad Hersfeld und wurde Lehrer an der Modellschule Obersberg. Wolfgang Heidsiek ist in zweiter Ehe verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.
Nachhaltigkeit im Blick
Im Kreisausschuss hat sich der lebenserfahrene Lokalpolitiker die wirtschaftliche Nachhaltigkeit auf seine Fahnen geschrieben. „Ungeachtet einer gegenwärtig ausreichenden Beschäftigungs- und Wirtschaftslage ist es nicht redlich, ökonomische und politische Unwägbarkeiten bei der Entscheidungsfindung auszublenden. Die Stabilität des Kreishaushalts ist nur gesichert, wenn es den Bürgern und Betrieben im Kreisgebiet gut geht und die Konjunktur- und Zinsentwicklung sich nicht nachteilig auf die Wirtschaft und den Haushalt des Kreises auswirkt. Eine starke zukünftige Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen mit niedrigen Einkommen und hohen sozialen Zusatzbelastungen könnte die Kreisverwaltung an die Grenzen ihrer materiellen und finanziellen Ressourcen führen“, sagt er und hat dabei im Blick, wofür Politik in ihrer eigentlichen Form gemacht wird: Die kommenden Generationen.
Dabei ist ihm seine Tätigkeit in der „Kreisregierung“ nicht nur Neuland, das er noch nicht vollständig erobert hat, sondern auch eine bereichernde Überraschung: „Die Vorbereitung und Leitung der Ausschusssitzungen durch Landrat Dr. Koch, die erste Kreisbeigeordnete Frau Künholz und Herrn Glöckner sind fachkundig und vorbildlich. Die älteren KA-Mitglieder verfügen über Fachkenntnisse, die man meist nur aufgrund einer längeren Beschäftigung mit kommunalen Arbeitsfeldern erwirbt. Schaue ich mir den umfangreichen Organisationsplan der Kreisverwaltung an, bin ich erstaunt, wie professionell und beinahe lautlos diese staatliche Organisation funktioniert, die die Geschicke und Finanzen des Kreises Hersfeld-Rotenburg in Ermächtigung durch die Bürgerschaft überwacht und lenkt“, lobt er die bestens koordinierten Abläufe in dem Kollegialorgan. „Die Parteizugehörigkeit steht im Kreisausschuss nicht im Vordergrund. Und das ist auch wirklich gut!“
Bildunterschrift:
Lebenserfahren und gleichzeitig Lernender: Der Schwerpunkt von Wirtschaftsfachmann Wolfgang Heidsiek liegt im Kreisausschuss auf der Klärung und Bewertung gegenwärtiger und zukünftiger finanzieller Belastungen aus dem Kreishaushalt.